6. BIB-Sommerkurs 2002

Wie präsentiere ich meine Bibliothek optimal?

Unter dem Thema "Öffentlichkeitsarbeit: wie präsentiere ich meine Bibliothek optimal?" fand der 6. BIB-Sommerkurs diesmal in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen statt.

Im August 2002 nahmen 18 KollegInnen aus wissenschaftlichen, Spezial- und öffentlichen Bibliotheken an dem abwechslungsreichen Programm teil, welches von Rita Dopheide (UB Braunschweig) und Monika Cremer (UB Göttingen) perfekt organisiert worden war.

In der "Bibliothek des Jahres" mit ihrer großzügigen und transparenten Architektur begann der einwöchige Kurs mit Führungen durch die neue SUB und das dazugehörige historische Gebäude. Ein kostbarer alter Lesesaal, eine imposante Anzahl berühmter Gelehrter sowie die Präsentation einer originalen Gutenberg-Bibel (die im Rahmen eines Projektes inzwischen vollständig digitalisiert wurde): Göttingen zeigte sich als traditionell bekannte Wissenschaftsstadt in bestem Licht.

Am Dienstag begann die Arbeit: kompetent und engagiert wies Dr. Inka Tappenbeck in ihrem Vortrag zur Öffentlichkeitsarbeit einleitend auf bestehende Mängel hin: wenig Literatur (aktuell: Marion Schmidt, Auf dem Weg zur bibliotheksspezifischen Öffentlichkeitsarbeit) und die Tatsache, dass Öffentlichkeitsarbeit häufig nur als Zusatzaufgabe neben diversen bibliothekarischen Tätigkeiten existiert. Sehr viel umfassender als die herkömmliche Auffassung von reiner Veranstaltungsarbeit definiert Frau Tappenbeck Öffentlichkeitsarbeit. Die Einbeziehung jedes Mitarbeiters in den Prozeß der Imageverbesserung sei Grundlage für die Diskussion der Frage "Was soll Öffentlichkeitsarbeit leisten und mit welchen Mitteln ?" Sie thematisierte die Bibliothek als Ort und Raum im Blickfeld der Öffentlichkeit und ergänzte ihre Überlegungen jeweils durch praktisch gemachte Erfahrungen. Presse- und Medienarbeit kamen nicht zu kurz sowie der Hinweis auf Leitbilder (in der SUB entwickelt).

Anschließend referierte Holger Schultka (UB Gotha) zum Thema "Benutzerschulung und Öffentlichkeitsarbeit/ Benutzerschulung als Öffentlichkeitsarbeit". Neben theoretischen Ansätzen (Informationen über Kommunikationsmodelle, Begriffsbestimmungen, Didaktik ...) erstellten die Teilnehmer in Gruppen Konzepte für Bibliotheksführungen. Beispielhaft erläutert wurde das Projekt "MediKids" aus der Stadtbücherei Göttingen.

Am Mittwoch führte eine Exkursion nach Wolfsburg. Die Leiterin der Stadtbibliothek, Susanne Korb, erläuterte die bibliotheksgerechte Gebäudekonzeption durch den berühmten finnischen Architekten Alvar Aalto, der internationale Impulse für eine Humanisierung der Architektur gab. Das Alvar Aalto-Kulturhaus, in dem sich die Stadtbibliothek seit 1962 befindet, steht unter Denkmalschutz und ist auch heute noch Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher aus aller Welt.

Ein anschließender Besuch in der Volkswagenstadt brachte weniger die erhofften Informationen über das Präsentationskonzept, sondern entwickelte sich eher zu einer Werbeführung für VW. Durchaus eindrucksvoll : 250.000 qm Park- und Seenlandschaft mit Restaurants, Kinos, Hotel und Automarken-Pavillions, aufwändig präsentiert - auch in multimedialen Darbietungen - sorgen für weltweite Aufmerksamkeit und einen regen Besucher- und Finanzstrom.

Unkonventionell und lebendig gestaltete Dr. Anna-Maria Huesmann ihren Vortrag über "Kundenkontakte ohne Reibungsverluste - Umgang mit schwierigen Benutzern". Aufgefrischt wurde auch manche Erinnerung z.B. an Qualitätsmerkmale der Informationsvermittlung. Wissen Sie noch, dass der inhaltliche Anteil in einem Gespräch bedeutend kleiner ist als Mimik/Parasprache? Neben der Darstellung von Verständlichkeitskonzepten gab es weitere Tipps für die Praxis : gegen Streß viel trinken und nach dem Warum zu fragen, wenn Probleme auftauchen und analysiert werden wollen. In kleinen praktischen Übungen wurden typische Gesprächssituationen in verschiedenen Variationen geübt und analysiert, sowie Hilfen für ein förderndes Kommunikationsverhalten an der Schnittstelle zu Kunden gegeben. (BuB 12/2000 widmet sich ausführlich der Thematik "schwierige Benutzer").

Am letzten Tag stellte Hannelore Effelsberg von der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main grundsätzliche Überlegungen zur Präsentation im Internet an, ebenfalls mit vielen detaillierten Anregungen zur praktischen Umsetzung. (s.a. www.ddb.de)

Ein sehr netter Teilnehmerkreis, der sich auch bei abendlichen Treffen amüsierte, sowie die gute Organisation trugen zu einer rundum informativen, lehrreichen und angenehmen Woche bei.

Stefanie Zich, Stadtbücherei Flensburg