Position des BIB zur Fachwirtfortbildung (2006)

Der Berufsverband Information Bibliothek sieht klar die Notwendigkeit, Beschäftigten der mittleren Qualifikationsebene in Bibliotheken und verwandten Einrichtungen die Möglichkeit einer anerkannten Weiterqualifizierung zu eröffnen. Der BIB unterstützt deshalb Bestrebungen zur Schaffung entsprechender Qualifizierungs- bzw. Aufstiegsmöglichkeiten.

Der von ver.di und DIHK angestrebte Fachwirt mit dem Abschluss "Fachwirt für Archiv-, Bibliotheks- und Dokumentationsmanagement" ist für den BIB jedoch aus mehreren Gründen problematisch:

  • Die vorgesehene Fortbildung sieht zu einem großen Teil branchenunabhängige Inhalte, zum Beispiel VWL, BWL, vor; die fachlichen Anteile aus dem ABD-Bereich sind deutlich, nämlich nur mit einem Sechstel, untergewichtet. Eine Anknüpfung an die einzelnen Fachrichtungen der FaMIs ist überhaupt nicht vorgesehen.
    Damit liegt die geplante Fortbildung in Teilen unter dem Standard der FaMI-Ausbildung - soll jedoch Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen, die über den FaMI und letztlich auf eine Gleichstellung mit dem gehobenen Dienst zielen. Das hätte eine unmittelbare Entwertung sowohl der FaMI-Ausbildung wie auch der Qualifikation Diplom/BA-Bibliothekar zur Folge.
  • Dass die geplante Fortbildung auch für die Anforderungen der bibliothekarischen Praxis nicht ausreicht, ist ein weiterer wichtiger Einwand. Die Forderung von Seiten der Fachverbände, die notwendigen fachlichen Inhalte in angemessenem Umfang in der Ausbildung zu verankern, war nicht durchzusetzen.
  • Die geplante weitgehende Öffnung des "Fachwirts" für Quereinsteiger ist ebenfalls nicht akzeptabel und bedeutet in der Konsequenz eine faktische Abwertung des FaMI-Berufes wie auch des Bibliothekars - das kann nicht im Interesse des Berufsverbandes sein.
  • Letztlich ist zu befürchten, dass mit dem "Fachwirt" eine Deprofessionalisierung in Gang gesetzt wird und eine flächendeckende strukturelle Minderbezahlung die Folge wäre. Diese negativen Auswirkungen auf Professionalität wie Eingruppierung/Dotierung der Bibliotheksbeschäftigten insgesamt ist für einen Personalverband aller Beschäftigten im Bibliotheks- und Informationssektor nicht hinnehmbar.

Der BIB hat folgenden Beschluss gefasst:
Das Verfahren zur Implementierung des "Fachwirtes für Informationsdienste" (ver.di/DIHK) wird vom BIB aus den oben angeführten Gründen nicht mitgetragen. Diese Empfehlung geht auch an den bibliothekarischen Dachverband. Um den FaMIs zukünftig eine qualifizierte Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeit zu eröffnen, wird der BIB über die Konferenz der informatorisch-bibliothekarischen Ausbildungsstätten im DBV (KIBA) die Entwicklung entsprechender Angebote an den einschlägigen Fachhochschulen anregen und unterstützen.

Weitere bibliothekarische Fachverbände und die deutschen Archivare sehen das genau so: Bibliothek und Information Deutschland (BID) und der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) haben dazu am 30.6.2006 eine GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG herausgegeben.